Kellerspinne
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Kellerspinne | |
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Männchen
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Systematik | |
Klasse: | ![]() |
Ordnung: | ![]() |
Unterordnung: | Echte Webspinnen (Araneomorphae) |
Teilordnung: | Entelegynae |
Familie: | Finsterspinnen (Amaurobiidae) |
Gattung: | Amaurobius |
Art: | Kellerspinne |
Wissenschaftlicher Name | |
Amaurobius ferox | |
(Walckenaer, 1820) | |
LSID-Kennung | |
LSID: [urn:lsid:amnh.org:spidersp:022605]
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Die Kellerspinne (Amaurobius ferox) zählt innerhalb der Familie der Finsterspinnen (Amaurobiidae) zur Gattung Amaurobius. Im Englischen wird die Kellerspinne black lace-weaver genannt.
Inhaltsverzeichnis |
Beschreibung
Aussehen und Maße
Die Kellerspinne ist eine mittelgroße, kräftige, cribellate Spinne mit einem dicken Hinterleib. Sie erinnert im Aussehen an eine Trichterspinne (Agelenidae), vor allem an die Gattung Coelotes, ist aber kurzbeiniger und hat viel kürzere Spinnwarzen. Auch mit ihrem mehr oder weniger trichterförmigen Fangnetz erinnert sie an diese Familie, wenn man einmal davon absieht, dass sie cribellate Fangfäden spinnt. Das Cribellum (Spinnplatte) ist stets durch eine Längsbrücke zweiteilig, das Calamistrum (ähnelt einem Kamm) - im Unterschied zur nahe verwandten Familie der Kalksteinspinnen (Titanoecidae) - zweireihig. Die Kellerspinne ist die größte und am dunkelsten gefärbte europäische Finsterspinne. Das Weibchen erreicht eine Körperlänge von etwa 12 bis 16 Millimeter, während das Männchen eine Körperlänge von etwa 9 bis 12 Millimeter erreicht. Bei flüchtiger Betrachtung erscheint die Kellerspinne tiefschwarz. Erst bei genauerem Hinsehen ist auf dem Opisthosoma (Hinterleib) ein etwas helleres Zeichnungsmuster zu erkennen, dessen Grundschema etwa der Zeichnung bei der Fensterspinne (Amaurobius fenestralis) entspricht. Das Weibchen besitzt einen dunklen Hinterleib und dunkle Beine, die keinerlei Zeichnung erkennen lassen. Das Männchen ähnelt dem Weibchen, besitzt jedoch rötlichbraune Beine, die eine sichtbare Ringelung zeigen, und helle Spitzen an den Kiefertastern. Des Weiteren besitzt das Männchen ziemlich lange, etwas monströs geformte Pedipalpen mit auffallenden, weißen Gelenkhäuten. Die adulten Tiere treten vom Herbst bis ins Frühjahr auf.Lebensweise
Die etwas furchterregend wirkende Kellerspinne baut in dunklen Raumwinkeln von Kellern und in Mauerspalten sowie in Gärten ein weitmaschiges Trichternetz mit einer zentralen, als Schlupfwinkel dienenden Röhre. Das Trichternetz ist etwas dichter gewoben als bei der Fensterspinne (Amaurobius fenestralis). Die frischen, cribellaten Fangfäden der Kellerspinne zeigen einen sehr deutlichen, bläulichen Schimmer.
Verbreitung
Die Kellerspinne kommt in Mitteleuropa vorwiegend in Kellern, in warmen Gegenden, etwa im Rheintal, auch in unverfugten Mauern, zum Beispiel von alten Weinbergsterrassen, vor. Im Mittelmeergebiet und am Alpensüdfuß ist die Kellerspinne vorwiegend in Wäldern unter Steinen, gebietsweise ziemlich häufig anzutreffen.
Ernährung
Die Kellerspinne ist eine nachtaktive Spinne und verläßt ihr Trichternetz nur, wenn sie Jagd auf Beute macht. Als cribellate Spinne webt sie zum Beutefang unregelmäßig bläuliche Wollstränge. Zu ihrer bevorzugten Beute gehört vor allem die Kellerassel (Porcellio scaber). Beim Zugriff eines Beutetieres spreizt die Kellerspinne die Kiefer und attackiert das Opfer, dabei werden die deutlich sichtbaren Klauenenden ausgefahren.
Fortpflanzung
Die Kellerspinne wird im Herbst geschlechtsreif. Im Frühjahr geht das Männchen dann auf Partnersuche. Hat das Männchen das Netz eines unverpaarten Weibchens gefunden, beginnt das Männchen zunächst mit den Pedipalpen zu trommeln, dann mit dem Hinterleib und schließlich auch mit allen Beinen heftig zu zucken. Durch diesen aufgeregten Tanz wird nach einiger Zeit, manchmal erst nach Stunden, das Weibchen zur Röhrenöffnung gelockt. Nun geht das Männchen seitlich neben die Partnerin, dreht sich um seine Längsachse und führt einen Taster ein. Die Tasterblase schwillt an, kollabiert wieder, und bereits nach etwa zwei Sekunden springt das Männchen wieder zurück. Anschließend findet eine weitere Vereinigung mit dem anderen Taster auf der gegenüberliegenden Körperseite statt. Nach der endgültigen Trennung der Partner bleibt an der Epigyne des Weibchens ein weißer Sekretpropf zurück, an dem die jetzt verpaarte Spinne gut als solche zu erkennen ist. Später wird der Kokon im Gespinst abgelegt. Nach dem Schlüpfen scharren sich die Jungspinnen dicht zusammen um das Weibchen herum, die reglos auf den Kokonresten kauert. Kurz danach stirbt das Weibchen und der Körper löst sich von innen her durch reichlich produzierte Verdauungssäfte selbst auf. Die Jungspinnen, die sich während dieser Zeit häuten, besteigen dann den Leichnam und beginnen, das Weibchen auszusaugen. Sie dient als erste Nahrung für die Jungspinnen. Die gesamte Entwicklung bis zu adulten Tieren erstreckt sich über mindestens zwei, möglicherweise sogar drei Jahre.
Synonyme und Chresonyme nach Norman I. Platnick
Update 31. Dezember 2008 <1>
- Amaurobius ferox - (Walckenaer, 1820)
- Clubiona ferox - Walckenaer, 1830
- Clubiona ferox nigra - Walckenaer, 1837
- Amaurobius cryptarum - C. L. Koch, 1837b
- Clubiona ferox - Walckenaer, 1837
- Amaurobius ferox - C. L. Koch, 1839a
- Amaurobius ferox - L. Koch, 1855
- Ciniflo ferox - Blackwall, 1859a
- Ciniflo mordax - Blackwall, 1859a
- Ciniflo mordax - Blackwall, 1861a
- Ciniflo ferox - Blackwall, 1861a
- Amaurobius ferox - L. Koch, 1868
- Amaurobius mordax - Canestrini & Pavesi, 1870
- Amaurobius ferox - Menge, 1871
- Amaurobius corsicus - Simon, 1874a
- Amaurobius ferox - Emerton, 1888
- Amaurobius ferox - Chyzer & Kulczynski, 1891
- Amaurobius ferox - Becker, 1896
- Amaurobius peninsulanus - Banks, 1898b
- Amaurobius ferox - Bösenberg, 1902
- Amaurobius ferox - Emerton, 1902
- Ciniflo ferox - Lessert, 1910b
- Amaurobius ferox - John Henry Comstock, 1912
- Amaurobius ferox - J. Berland, 1913
- Amaurobius ferox - Simon, 1914a
- Amaurobius ferox - Reimoser, 1929c
- Amaurobius ferox - John Henry Comstock, 1940
- Amaurobius ferox - Drensky, 1940
- Amaurobius ferox - Chamberlin, 1947
- Amaurobius peninsulanus - Chamberlin, 1947
- Amaurobius ferox - Kaston, 1948
- Ciniflo ferox - Locket & Millidge, 1951
- Amaurobius ferox - Wiehle, 1953
- Amaurobius ferox - Muller, 1956
- Amaurobius ferox - Buchar, 1961
- Amaurobius ferox - Hubert, 1965
- Amaurobius ferox - Braendegaard, 1966
- Amaurobius ferox - Czajka, 1967
- Amaurobius ferox - Loksa, 1969
- Amaurobius ferox - Lehtinen, 1967
- Amaurobius ferox - Tyschchenko, 1971
- Ciniflo ferox - Miller, 1971
- Amaurobius ferox - Leech, 1971
- Amaurobius ferox - Leech, 1972
- Amaurobius ferox - Dresco, 1977
- Amaurobius ferox - Roberts, 1985
- Amaurobius ferox - Pesarini, 1991a
- Amaurobius ferox - Heimer & Nentwig, 1991
- Amaurobius ferox - Roberts, 1995
- Amaurobius ferox - Roberts, 1998
- Amaurobius ferox - Silva, 2003
- Amaurobius ferox - Paquin & Dupérré, 2003
- Amaurobius ferox - Jocqué & Dippenaar-Schoeman, 2006
- Amaurobius ferox - Almquist, 2006
Anhang
Siehe auch
- Hauptartikel: die Klasse der
Spinnentiere (Arachnida)
- Hauptartikel: die Ordnung der
Webspinnen (Araneae)
Literatur und Quellen
- Heiko Bellmann, Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Und Süßwasserkrebse, Asseln, Tausendfüßer, Kosmos, 2006 ISBN 3440107469
- Hans-Eckhard Gruner, Hans-Joachim Hannemann und Gerhard Hartwich, Urania Tierreich, 7 Bde., Wirbellose Tiere, Urania, Freiburg, 1994 ISBN 3332005022
- Dick Jones, Der Kosmos-Spinnenführer, Frankh, 1990 ISBN 3440061418
- Heiko Bellmann, Spinnen. Beobachten - Bestimmen, Naturbuch-Verlag, 1992 Weltbild Verlag GmbH, Augsburg ISBN 3-89440-064-1
- Rainer F. Foelix, Biologie der Spinnen, Thieme, 1979 ISBN 313575801X
- Friedrich G. Barth, Sinne und Verhalten aus dem Leben einer Spinne, Springer, 2001 ISBN 354067716X
- [1]↑ Platnick, Norman I. (2008): FAM. AMAUROBIIDAE Thorell, 1870b: 121 [urn:lsid:amnh.org:spidersp:022605], Version 9.5. American Museum of Natural History.