Sackspinnen
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Sackspinnen | |
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Clubiona germanica
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Systematik | |
Stamm: | Gliederfüßer (Arthropoda) |
Unterstamm: | Kieferklauenträger (Chelicerata) |
Klasse: | ![]() |
Ordnung: | ![]() |
Unterordnung: | Echte Webspinnen (Araneomorphae) |
Überfamilie: | Clubionoidea |
Familie: | Sackspinnen |
Wissenschaftlicher Name | |
Clubionidae | |
Wagner, 1887 |
Sackspinnen (Clubionidae) zählen in der Ordnung der Webspinnen (Araneae) zur Unterordnung der Echten Webspinnen (Araneomorphae). In der Familie werden in etwa 14 Gattungen rund 555 Arten geführt (Angaben laut Platnick, 2009). In Europa sind etwa 80 Arten vertreten.
Inhaltsverzeichnis |
Beschreibung
Aussehen und Maße
Sackspinnen sind nahe mit den Glattbauchspinnen (Gnaphosidae) verwandt. Zu unterscheiden sind die Vertreter beider Familien durch einen leicht divergierenden Habitus und der Anordnung der vorderen Spinnwarzen. Die vorderen Spinnwarzen sind bei den Sackspinnen kegelförmig und stehen nah beieinander. Die Augen stehen in 2 Reihen und sind für gewöhnlich von runder Form. Die Augen der hinteren Reihe sind grundsätzlich rundlich geformt. Eine nahe Verwandtschaft ergibt sich auch zu den Rindensackspinnen (Corinnidae). Die Vertreter dieser Familie wurden ursprünglich als Unterfamilie der Sackspinnen geführt. Einige Arten der Sackspinnen ähneln im Habitus den Ameisen. Nicht von ungefähr werden Sackspinnen auch als Ameisenspinnen bezeichnet. Die meisten Arten weisen kaum eine Körperlänge von 5 bis 10 mm auf, nur wenige Arten erreichen eine Länge von bis zu 15 mm. Aufgrund der überwiegenden Nachtaktivität sind die meisten Arten eher unscheinbar gefärbt. Die Regel ist eine graubraune, gelblichbraune oder rotbraune Färbung. Das Opisthosoma weist eine länglich ovale Form und eine mehr oder weniger dichte Behaarung auf.
Lebensweise
Ein Großteil der Arten ist nachtaktiv, nur wenige Arten sind ausgesprochen tagaktiv. Während der Ruhephasen und am Tage halten sich Sackspinnen für gewöhnlich in zusammengesponnenen Blättern und anderen Pflanzenteilen, aber auch unter loser Rinde, in dichter Bodenvegetation, in Mauerritzen oder unter Steinen und an ähnlich geschützten Stellen auf. Die gewebten Wohnsäcke weisen für gewöhnlich 2 Ein- und Ausgänge auf. In der Regel sind die Ein- und Ausgänge offen. Nur während der Winterruhe oder als Aufbewahrungsort der Eier werden die Öffnungen fest zugewebt. Als Schlupfwinkel dienen bei zahlreichen Arten die bereits angesprochenen Blätter, die tütenartig eingerollt und fest verwebt werden.
Verbreitung
Sackspinnen sind weit verbreitet. Alleine in Europa treten etwa 80 Arten in Erscheinung. Zahlreiche Arten wie beispielsweise die Arten der Gattung Oedignatha sind in Südostasien und einige Gattungen sind in Australien endemisch. Die meisten Arten leben in trockenen Lebensräumen und sind daher an Bahndämmen, in Kiesgruben und im Ödland anzutreffen. Aber auch die Ränder von Wäldern und Hainen werden häufig besiedelt. In der Regel trifft man Sackspinnen in niedriger Bodenvegetation an.
Ernährung
Sackspinnen sind Jäger, die Beutetiere anschleichen und überwältigen. Bis auf sehr wenige Arten werden daher keine Fanggewebe gebaut. Gefressen wird alles, was sich überwinden lässt. Dies können kleine Insekten (Insecta) oder andere Spinnentiere (Arachnida) sein.
Fortpflanzung
Sackspinnen erreichen die Geschlechtsreife im Frühjahr nach dem Schlupf. Im Paarungsverhalten ähneln sich die meisten Arten. Männchen verfügen über deutlich längere Cheliceren als die Weibchen. Dies ist insbesondere bei den Clubiona-Arten der Fall. Männchen suchen ein Weibchen in seinem Schlupfwinkel auf. Außer klopfenden Bewegungen findet keine Werbung oder Balz statt. Ein Männchen besteigt ein Weibchen von vorn und umgreift mit seinen langen zugespitzten Cheliceren dessen Hinterleibsstiel. Dann lässt das Männchen sich seitlich am Körper der Partnerin herab und führt einen der Taster (Begattungsorgan) ein. Die gesamte Paarung dauert von wenigen Minuten bis hin zu mehr als einer Stunde. Dabei findet mehrfach, jeweils unter Wechsel auf die andere Körperseite des Weibchens, ein Tasterwechsel statt. Bei einigen Arten kriechen die Männchen nicht auf den Rücken, sondern bauchoben unter den Bauch eines Weibchens und führen abwechselnd beide Taster ein. Nach der Paarung stellt das Weibchen in ihrem Schlupfwinkel rundliche Eikokons her. Nach dem Ausschlüpfen verbleiben die Jungspinnen noch längere Zeit, wenigsten jedoch bis zur nächsten Häutung, im Gespinst der Mutter. Die Jungspinnen bauen schließlich dann ihre eigenen Wohngespinste, überwintern dann subadult und häuten sich im Frühjahr des folgenden Jahres zum letzten Mal.
Systematik der Familie Sackspinnen
Familie: Sackspinnen (Clubionidae)
- Gattung: Abliguritor
- Gattung: Carteroniella
- Gattung: Carteronius
- Gattung: Clubionina
- Gattung: Concursator
- Gattung: Cryptoplanus
- Gattung: Dorymetaecus
- Gattung: Elaver
- Gattung: Eobumbatrix
- Gattung: Eodeter
- Gattung: Eomazax
- Gattung: Eostentatrix
- Gattung: Eoversatrix
- Gattung: Machilla
- Gattung: Malamatidia
- Gattung: Matidia
- Gattung: Nusatidia
- Gattung: Pristidia
- Gattung: Pteroneta
- Gattung: Scopalio
- Gattung: Simalio
- Gattung: Tixcocoba
- Unterfamilie: Clubioninae
Anhang
Siehe auch
- Hauptartikel: die Klasse der
Spinnentiere (Arachnida)
- Hauptartikel: die Ordnung der
Webspinnen (Araneae)
Literatur und Quellen
- Norman I. Platnick: CLUBIONIDAE. The World Spider Catalog, Version 9.5
- Heiko Bellmann, Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Und Süßwasserkrebse, Asseln, Tausendfüßer, Kosmos, 2006 ISBN 3440107469
- Hans-Eckhard Gruner, Hans-Joachim Hannemann und Gerhard Hartwich, Urania Tierreich, 7 Bde., Wirbellose Tiere, Urania, Freiburg, 1994 ISBN 3332005022
- Dick Jones, Der Kosmos-Spinnenführer, Frankh, 1990 ISBN 3440061418
- Heiko Bellmann, Spinnen. Beobachten - Bestimmen, Naturbuch-Verlag, 1992 Weltbild Verlag GmbH, Augsburg ISBN 3-89440-064-1
- Stefan Heimer, Wunderbare Welt der Spinnen, Landbuch-Verlag, 1988, Landbuch-Verlag GmbH, Hannover, 1988 ISBN 3-7842-0382-0