Zartspinne
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Zartspinne | |
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Systematik | |
Klasse: | Spinnentiere (Arachnida) |
Ordnung: | Webspinnen (Araneae) |
Unterordnung: | Echte Webspinnen (Araneomorphae) |
Überfamilie: | Dictynoidea |
Familie: | Zartspinnen (Anyphaenidae) |
Gattung: | Anyphaena |
Art: | Zartspinne |
Wissenschaftlicher Name | |
Anyphaena accentuata | |
(Walckenaer, 1802) | |
LSID-Kennung | |
LSID: [urn:lsid:amnh.org:spidersp:023645]
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Die Zartspinne (Anyphaena accentuata), auch unter der Bezeichnung Vierfleck-Zartspinne bekannt, gehört innerhalb der Familie der Zartspinnen (Anyphaenidae) zur Gattung Anyphaena.
Die Zartspinne wurde von der Arachnologischen Gesellschaft e.V. zur Spinne des Jahres 2015 gewählt. Die Arachnologische Gesellschaft möchte mit der Wahl dieser Spinne, die Angst vor Spinnen (Arachnophobie) vieler Menschen nehmen und auch das Interesse und Verständnis für die Flora (gesamte Pflanzenwelt) und Fauna (gesamte Tierwelt) wecken.
Die Zartspinne ist die einzige in Deutschland vorkommende Art und ist leicht an ihrer Färbung und Zeichnung auf dem Hinterleib zu erkennen. Oberflächlich gleicht diese Spinne sehr den Eigentlichen Sackspinnen (Clubiona), unter dem Mikroskop erkennt man jedoch, dass sich die Tracheenöffnungen, die für gewöhnlich nahe bei den Spinnwarzen liegen, mitten auf der Bauchseite des Hinterleibes befinden.
Inhaltsverzeichnis |
Beschreibung
Aussehen und Maße
Die Zartspinne erreicht als Männchen eine Körperlänge von etwa 4 bis 6,5 Millimeter und als Weibchen eine Körperlänge von etwa 5 bis 7 Millimeter. Die Färbung schwankt zwischen gelbgrau und dunkelbraun bis fast schwarz. Der Rückenschild ist mit zwei schwarzen, deutlich gezackten Seitenbändern versehen. Die hellere Mittelzone besitzt zwei bis drei deutliche schwarze Flecken. Der Hinterleib ist blaßgelb bis rosabraun gefärbt und mit zwei Paar schwarzen Flecken besetzt, deren Form sehr verschieden sein kann - von tropfenförmig bis kugelrund. An den Seiten kann er in unterschiedlicher Ausdehnung dunkler gefärbt sein. Der übrige Hinterleib ist mit kleinen schwarzen Pünktchen gesprenkelt. Die Zartspinne ist nahe mit den Sackspinnen (Clubionidae) verwandt. Sie unterscheidet sich jedoch von diesen aber deutlich durch die Lage des unpaaren Tracheenstigmas auf der Bauchseite des Hinterkörpers. Dieses liegt nicht, wie bei den meisten Spinnen, dicht vor den Spinnwarzen, sondern auf halber Länge zwischen diesen und der Geschlechtsöffnung. Die Beine sind blaß gelb und schwarz geringelt und mit kurzen gelblichen Härchen besetzt. Die reifen Tiere trifft man von Dezember bis Juli.
Lebensweise
Die Zartspinne ruht tagsüber in ihrem Schlupfgespinst und wird erst in der Nacht aktiv, indem sie auf Beutefang geht. Sie überwintert subadult (letzte Haut vor der Reifehäutung) häufig unter Baumrinde und baut im Sommer ihren Schlupfwinkel in einem zusammengerollten Blatt, indem sie ein nach zwei Seiten offenes Gespinstdach webt. Darin findet später auch die Eiablage statt. Die Jungspinnen sind vom Oktober bis Mai aktiv und leben vorwiegend an Kiefern (Pinus), die reifen Weibchen sind im Dezember, März und im Mai aktiv, gelegentlich sind sie auch noch im Juli anzutreffen.
Unterarten
- Anyphaena accentuata accentuata - (Walckenaer, 1802)
- Anyphaena accentuata obscura - (Sundevall, 1831)
Verbreitung
Die Zartspinne hält sich vorzugsweise in Laubwäldern auf und ist überall sehr häufig anzutreffen. Sie lebt vorwiegend auf Blättern von Bäumen und Sträuchern. Gelegentlich erscheint die Zartspinne auch in durchgrünten Hausgärten oder in Wohngebäuden. In Mitteleuropa kommt nur eine leicht kenntliche Art vor, im Mittelmeergebiet sind noch einige weitere Arten vertreten. In Deutschland ist die Zartspinne häufig in Nordrhein-Westfalen zu finden.
Ernährung
Die Zartspinne geht nachts auf Beutefang und jagt auf Büschen und auf Bäumen nach kleineren Geflügelten Insekten (Pterygota).
Fortpflanzung
Die Paarung findet im Frühjahr und im Sommer statt. Bei der Paarung trommelt das Männchen mit seinen Tastern auf das Wohngespinst des Weibchens, um das Weibchen in Paarungsstimmung zu versetzen. Nach der Paarung legt das Weibchen ihre Eier in dem beidseitig geöffneten Schlupfwinkel, der sich in einem zusammengerollten Blatt befindet, ab. Das Weibchen, das den Eikokon bewacht und gegen mögliche Angreifer verteidigt, dunkelt sehr stark ab. Später findet man darin auch die Jungspinnen mit dem Weibchen. Die Jungspinnen sind im Gegensatz zu den reifen Tieren im Winter sehr aktiv und halten sich bevorzugt an Kiefern (Pinus) auf.
Synonyme und Chresonyme nach Norman I. Platnick
Update 2. Juni 2008 <1>
- Anyphaena accentuata - (Walckenaer, 1802)
- Aranea accentuata - Walckenaer, 1802
- Clubiona accentuata - Walckenaer, 1805
- Clubiona accentuata - Sundevall, 1833
- Clubiona punctata - Hahn, 1833
- Anyphaena accentuata - Sundevall, 1833
- Clubiona punctata - Hahn, 1833
- Clubiona accentuata - Walckenaer, 1837
- Anyphaena accentuata - Blackwall, 1861
- Anyphaena accentuata - Koch, 1866
- Anyphaena accentuata - Menge, 1873
- Anyphaena accentuata - Hansen, 1882
- Anyphaena accentuata - Becker, 1896
- Anyphaena accentuata - Chyzer & Kulczynski, 1897
- Anyphaena accentuata - Simon, 1897
- Anyphaena accentuata - Bösenberg, 1902
- Anyphaena accentuata - Simon, 1932
- Anyphaena accentuata - Reimoser, 1937
- Anyphaena accentuata - Palmgren, 1943
- Anyphaena accentuata - Tullgren, 1946
- Anyphaena accentuata - Locket & Millidge, 1951
- Anyphaena accentuata - Braendegaard, 1966
- Anyphaena accentuata - Miller, 1967
- Anyphaena accentuata - Miller, 1971
- Anyphaena accentuata - Platnick, 1974
- Anyphaena accentuata - Roberts, 1985
- Anyphaena accentuata - Weiss, 1988
- Anyphaena accentuata - Heimer & Nentwig, 1991
- Anyphaena accentuata - Huber, 1995
- Anyphaena accentuata - Roberts, 1995
- Anyphaena accentuata - Urones, Barrientos & Espuny, 1995
- Anyphaena accentuata - Brescovit, 1997
- Anyphaena accentuata - Roberts, 1998
- Anyphaena accentuata - Ruzicka, 2001
- Anyphaena accentuata - Ramírez, 2003
- Anyphaena accentuata - Jocqué & Dippenaar-Schoeman, 2006
- Anyphaena accentuata - Almquist, 2006
Anhang
Siehe auch
- Hauptartikel: die Klasse der
Spinnentiere (Arachnida)
- Hauptartikel: die Ordnung der
Webspinnen (Araneae)
Literatur und Quellen
- Heiko Bellmann, Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Und Süßwasserkrebse, Asseln, Tausendfüßer, Kosmos, 2006 ISBN 3440107469
- Hans-Eckhard Gruner, Hans-Joachim Hannemann und Gerhard Hartwich, Urania Tierreich, 7 Bde., Wirbellose Tiere, Urania, Freiburg, 1994 ISBN 3332005022
- Dick Jones, Der Kosmos-Spinnenführer, Frankh, 1990 ISBN 3440061418
- Heiko Bellmann, Spinnen. Beobachten - Bestimmen, Naturbuch-Verlag, 1992 Weltbild Verlag GmbH, Augsburg ISBN 3-89440-064-1
- Stefan Heimer, Wunderbare Welt der Spinnen, Landbuch-Verlag, 1988, Landbuch-Verlag GmbH, Hannover, 1988 ISBN 3-7842-0382-0
- Rainer F. Foelix, Biologie der Spinnen, Thieme, 1979 ISBN 313575801X
- [1]↑ Platnick, Norman I. (2008): FAM. ANYPHAENIDAE Bertkau, 1878: 379 [urn:lsid:amnh.org:spiderfam:0105], version 9.0. American Museum of Natural History.